Famulaturbericht Bolivien September 2023

Unsere Famulatur in Bolivien (Santa Cruz de la Sierra und Challa auf der Isla del Sol)

Hallo! Wir sind Anna-Lena, Meryl, Priscilla und Sophia und wir sind das Team 5 des Jahres 2023.
Unsere gemeinsame Zeit startete schon Anfang des Jahres, als wir zusammen mit Annette Kennenlern- und
Planungsgespräche für unseren Einsatz im September/Oktober 2023 über Zoom hatten. Da wir
uns, bis auf Meryl und Priscilla, noch nicht vorher aus dem Studium kannten, war es für uns ziemlich
spannend, wer uns auf unserer gemeinsamen Reise wohl begleiten würde. Wir kamen alle aus
unterschiedlichen Ecken der Welt angereist, ich (Sophia) frisch aus dem Examen aus München, Anna-
Lena reiste vorher schon in Kolumbien und Meryl und Priscilla ha􀆩en sich vorher Bolivien schon etwas
angesehen.
So trafen wir uns das erste Mal am 02.09.23 im Gästehaus der Organisation in Santa Cruz de la Sierra,
wo wir direkt ein Wochenende Zeit hatten, um uns kennenzulernen und die Umgebung zu erkunden.
Am folgenden Montag erledigten wir zusammen mit Nacira die Materialeinkäufe für die anstehenden
2 Wochen und machten uns mit unserem neuen Arbeitsplatz in der Plataforma Solidaria vertraut. Die
Plataforma ist eine soziale Einrichtung für Kinder und Jugendliche im Süden von Santa Cruz,
dementsprechend war immer einiges los. Dort gibt es von Kinderbetreuung, Essensausgabe am Mittag
bis zu Sportveranstaltungen am Abend verschiedene Betreuungsangebote, und eben auch einen
kleinen Behandlungsraum für uns „dentistas“.
Wir wurden schon vorher etwas auf die Arbeitsbedingungen in dem fensterlosen, kleinen
Behandlungsraum aufmerksam gemacht. So ließ sich zum Beispiel die Position des Behandlungsstuhls
nicht verstellen und der launische Sauger hatte bei unserem Einsatz den Geist völlig aufgegeben.
Dadurch war zwar so manche Behandlung für uns zwar etwas erschwert, wir fanden aber zusammen
recht schnell Wege, um es für uns und unsere PatientInnen trotzdem so angenehm und gut wie möglich
zu machen, und optimierten jeden Tag ein Stückchen mehr unsere kleine Praxis.
In Santa Cruz hatten wir jeden Tag recht viele PatientInnen, vor allem auch viele Kinder, und als sich
unsere Anwesenheit im Ort etwas mehr rumgesprochen hatte, rückten immer mehr PatientInnen als
ganze Familien an und ließen sich behandeln.
Über die Zustände der Zähne und der Mundgesundheit der PatientInnen waren wir teilweise
schockiert. Wir mussten einige zerstörte Milchzähne ziehen und sahen viele Ruinen in den Mündern
der Erwachsenen. Wir sahen leider sehr viel Karies und chronische Entzündungen bei Jung und Alt, der
Behandlungsbedarf war wirklich groß. Wir behandelten nicht nur, sondern gaben auch jedem Patienten
und jeder Patientin Zahnbürste und Zahnpasta mit, in der Hoffnung auch langfristig etwas Positives zur
Mundgesundheit beitragen zu können.
Da wir viel beschäftigt waren, vergingen die 2 Wochen unseres Einsatzes in Santa Cruz wie im Flug und
so brachen wir am 15.09. auf zum langen Transfer zu unserem nächsten Einsatzort in Challa auf der Isla
del Sol am Titicacasee.
Der Titicacasee ist mit seiner Lage auf 3.800 Höhenmetern der höchste gewerblich beschiffbare See
der Welt und es bedarf zur Vermeidung der Höhenkrankheit einiger Tage an Akklimatisierung an die
Höhe. Daher hatten wir zwischen unseren jeweils 2-wöchigen Einsätzen an den beiden Standorten eine
Woche eingeplant, in der wir über Sucre, Salar de Uyuni und La Paz reisten, wobei wir langsam an Höhe
zunahmen und uns nach so manchen Kreislaufproblemen dann doch gut akklimatisieren konnten.
Per Bus, Fähre und Boot, reisten wir von La Paz schließlich am 23.09. in Challa an, wo wir sehr herzlich
von Nelson und seiner Familie in Empfang genommen wurden. Die Wohnbedingungen waren sehr
einfach und auf Strom und Wasser war kein Verlass, aber dennoch hatte man alles, was man brauchte.
Wunderschön war vor allem die Lage direkt am See und die vielen Tiere (Esel, Schweine, Schafe, …),
die man jeden Tag um sich herum hatte.
Gleich am nächsten Tag schauten wir uns unseren neuen Arbeitsplatz an. Unser Arbeitsweg stellte sich
als 20-minütiger, steiniger Aufstieg auf den Berg zum Dorfplatz von Challa heraus, der uns durch die
hohe Lage trotz Akklimatisierung täglich einiges abverlangte. Der gut ausgestattete Behandlungsraum
oben lag an einem sehr schönen Dorfplatz mit traumhafter Aussicht auf den Titicacasee und täglich
sahen wir Einheimische ihre Viehherden vorbeitreiben und Kinder auf dem Dorfplatz Fußballspielen.
Am Montag unserer ersten Arbeitswoche wurden wir in der örtlichen Schule allen Kindern vorgestellt,
in der Hoffnung, dass sich unsere Anwesenheit auf der ganzen Insel schnell rumspräche und viele
PatientInnen zur Behandlung kommen würden. Doch der Kontrast der Insel zu Santa Cruz war groß, das
Leben auf der Insel war sehr traditionell, es gab keine richtigen Straßen, alle Wege mussten zu Fuß
zurückgelegt werden, die Einheimischen trugen die traditionelle bolivianische Kleidung und in unseren
ersten Arbeitstagen in Challa hatten wir kaum PatientInnen. Dafür waren jeden Nachmittag nach der
Schule viele Kinder bei uns, die für uns Bilder malten, Fußball spielten und sich später auch behandeln
ließen.
Auch auf der Isla del Sol waren die Mundgesundheitszustände der Leute ziemlich schlecht und zum
Glück kamen Tag für Tag immer mehr PatientInnen, um sich behandeln zu lassen bis die letzten Tage
dann wirklich viel los war. Wir behandelten so viele PatientInnen wie uns möglich war und machten
einige Extraktionen, Füllungen und Zahnreinigungen, wofür die Leute sehr dankbar waren. Wir waren
in unserer Vierergruppe ein tolles Team und hatten uns im Laufe der Zeit wirklich gut eingespielt, jeder
hatte seine Rolle in der Gruppe, wir halfen uns immer gegenseitig und zogen an einem Strang, was sich,
denke ich, auch in der Qualität unserer Behandlungen und dem Umgang mit den PatientInnen
widergespiegelt hat.
Mit unserem letzten Arbeitstag am 06.10. am Titicacasee war für uns das Ende unserer gemeinsamen
Reise in Bolivien nahe, wir reisten am 07.10. zurück nach La Paz und gingen von dort aus wieder
verschiedene Wege, jeder aber um einige einzigartige gemeinsame Erfahrungen reicher als vorher.
Insgesamt sind wir wirklich dankbar für die Erfahrungen, die wir während unserer Reise machen
konnten, für die Menschen, denen wir begegnet sind, die einzigartige Natur, die wir erkunden konnten
und die neu gewonnene Dankbarkeit für unser Gesundheitssystem in Europa. Als Team sind wir
unglaublich zusammengewachsen und es war schön zu sehen, was wir bewirken konnten. Wir hatten
einige PatientInnen behandeln, viele von ihren Schmerzen befreit und wir hoffen und denken, dass wir
auch langfristig einen positiven Beitrag leisten konnten.