Bericht Bolivien 2018 August


Bericht von Isabel Otto, Lena Kaiser und Katharina Messerschmid August 2018

Nachdem wir uns nach einigen Inspirationen und Recherchen dazu entschieden hatten, uns für dieses Projekt zu bewerben, mussten wir uns erst einmal damit zufriedengeben, dass wir erst nach unserem Examen in dieses Abenteuer starten konnten, da davor schon mit anderen Gruppen geplant wurde. Als wir dann ein Jahr vor unserem anvisierten Aufenthalt die endgültige Zusage bekamen, freuten wir uns immer mehr auf diese Reise. Dadurch, dass Annette schon langjährige Erfahrung in Bolivien hat und auch durch die Zusammenarbeit mit Hostelling International Bolivia, die einen Großteil der Organisation unseres Aufenthalts leisteten, konnten wir das halbe Jahr vor dem Einsatz unsere gesamte Energie erst einmal in unser Examen stecken.

Als wir dann am 14. August 2018 als frisch approbierte Zahnärztinnen am Frankfurter Flughafen starteten, war anfangs die Spannung schon deutlich zu spüren, aber alle unsere Sorgen verflogen schnell, als wir merkten, dass alles sehr gut organisiert war. In Santa Cruz, unserem ersten Einsatzort, waren wir 10 Tage und fühlten uns durchweg sehr gut betreut von Nacira, die gleich am ersten Tag mit uns Materialien einkaufen ging und uns alles Wichtige erklärte. Ihr Mann hat uns außerdem jeden Tag zur Kindertagesstätte „Plataforma Solidaria“ gefahren, die etwa eine halbe Stunde vom Stadtzentrum entfernt war, im sehr armen Stadtteil „Los Lotes“. Dort wurden wir sehr herzlich aufgenommen und lernten bald andere freiwillige Helfer und Helferinnen kennen, die dort alles organisierten, vom Kindergarten übers Mittagessen bis zur Hausaufgabenbetreuung.

Das Behandeln war dort natürlich erst einmal eine Umstellung für uns, da man schnell lernen musste, trotz Improvisationen das beste Ergebnis zu bekommen. Anfängliche technische Schwierigkeiten mit dem Winkelstück ließen sich aber schnell beheben und auch die Leute fassten Vertrauen, sodass wir, abgesehen von zwei kalten Tagen, viel zu tun hatten. Unsere Zeit dort verging sehr schnell und am letzten Tag wurden wir unglaublich nett von allen Freiwilligen verabschiedet.

Gleich am Samstag darauf ging es weiter nach Sucre, wo wir in eine Woche touristisches Programm starteten. Außerdem wurden es nach und nach mehr Höhenmeter, an die wir uns gewöhnen mussten, denn Santa Cruz liegt noch am niedrigsten, die Hauptstadt Sucre schon auf ca. 2800m ü.d.M. und in dieser Woche würden wir auch den höchsten Punkt unserer Reise erreichen, auf knapp 5000m ü.d.M. an der Laguna Colorada im Nationalpark Avaroa im Süden Boliviens. Nach zwei Tagen in der wunderschönen Stadt Sucre ging es weiter nach Potosí, bekannt durch eine Silbermine aus der Kolonialzeit, die lange der Ursprung für den Reichtum der spanischen Besatzer war. Dort machte uns die Höhe anfangs schon noch etwas zu schaffen, als wir dann aber unser nächstes Ziel Uyuni erreichten, war schon nichts mehr zu spüren und wir starteten gespannt in eine Dreitagestour um den riesigen Salzsee „Salar de Uyuni“ mit atemberaubenden Landschaften und einem netten Fahrer.

Als wir nach einer Nachtbusfahrt mit erstaunlich bequemen Sitzen am Samstag sehr früh und erschöpft in La Paz ankamen, waren wir froh, dass wir auf Sofas in der Lobby des Hostels auf unseren Check-In warten konnten. Wenig später beim Frühstück kam auch schon Viktor, der in La Paz und auf der Isla del Sol alles organisierte, mit einigen Neuigkeiten. Am Sonntag war nämlich ein Fußgängertag, an dem keine Autos in der Stadt fahren durften, weswegen sich unsere Abreise nach Challa auf die Insel noch für einen weiteren Tag verzögerte.

Am Montag machten wir uns dann auf den Weg auf die Insel, erst per Bus nach Copacabana, wo uns Nelson dann abholte, der uns dann mit einem kleinen Motorboot auf die Nordseite der Insel brachte. Er hat dort ein kleines Hostel direkt am Strand, wo man sowohl von den Zimmern, als auch vom Essensraum einen wunderbaren Blick auf den Titicacasee hat. Noch am selben Tag konnten wir den Behandlungsraum ansehen, der etwa einen fünfzehnminütigen Fußmarsch bergauf liegt, den wir jeden Tag zweimal hin- und zurückgehen mussten. Der Behandlungsstuhl hat uns positiv überrascht, und auch sonst war das Zimmer sehr gut ausgestattet mit Materialien, wir hatten sogar einen leistungsstarken externen Sauger.

Da es aufgrund von Auseinandersetzungen mit den Nachbardörfern schon seit einem Jahr keine Zahnärzte mehr auf der Insel gegeben hatte, waren die Bewohner froh, dass wir da waren und kamen auch von Anfang an sehr zahlreich. Obwohl für uns auch dort die Erhaltung eines Zahnes im Vordergrund stand und viele auch sehr froh waren, wenn wir eine Füllung machen konnten, mussten wir doch viele Zähne ziehen, da es keine Möglichkeit der Wurzelbehandlung gab. Man hat auch deutliche Unterschiede im Tagesrhythmus gespürt, da vormittags immer etwas weniger los war, weil die Leute auf dem Feld arbeiten mussten. Nachmittags wurde unser Behandlungsraum auch Anlaufstelle für die Kinder nach der Schule, wo sie mit Begeisterung malten und Uno oder „Schwarzer Peter“ spielten. Aufgrund des viel höheren Andrangs am Nachmittag führten wir Listen ein, damit jeder genau sehen konnte, wie viele Leute schon darauf stehen und ob er heute noch an der Reihe sein würde.

Insgesamt haben wir die zwei Wochen auf der Isla del Sol sehr genossen und waren sehr erstaunt, wie schnell die Neuigkeit die Runde machte und uns jeder als „doctoras“ begrüßte. Auch haben wir die Kinder, die immer oben bei uns spielten, schnell ins Herz geschlossen, besonders als wir merkten, wie kameradschaftlich sie spielten und aufeinander aufpassten und auch die Spielsachen immer pünktlich am Schluss wieder zurückbrachten. Auch mit Nelson haben wir uns super verstanden, er hat uns immer gut bekocht und auch, als wir anfangs nicht warm duschen konnten, hat er das bald behoben.

Als die Zeit auf der Insel vorbei war, trafen wir noch auf der Rückreise nach La Paz das nächste Team in Copacabana und haben uns etwas ausgetauscht. Nachdem wir wieder im selben Hostel wie zuvor angekommen waren, haben wir erst einmal das WLAN ausgenutzt und ausgiebig warm geduscht! Dann ging es schon in unsere letzte Woche in Bolivien, in der wir über Cochabamba wieder nach Santa Cruz gereist sind und von dort aus dann auch unser Rückflug am 24. September ging.

Unser herzliches Dankeschön gilt an alle, die das für uns ermöglicht haben, es war eine tolle und einzigartige Erfahrung! Wir möchten uns bedanken für die nette Betreuung in Bolivien bei Nacira, Rudy, Viktor, Nelson sowie auch alle an der Plataforma, besonders Carla (eine Deutsche, die anfangs übersetzten konnte), Antonia (ebenfalls aus Deutschland), Ronald und Betty. Ein besonderer Dank geht natürlich an Annette und Max Steiner (von Hostelling International) für die tolle Organisation!