Bericht Bolivien 2017 April


Isla del Sol
Victoria Schölzel

In La Paz startete Mitte April 2017 meine Reise auf die Isla del Sol. Vorbereitend für die dreiwöchige Arbeit auf der Insel ging ich mit Unterstützung einer Angestellten von VICTOUR und einer bolivianischen Zahnärztin in ein Dentaldepot und kaufte fehlende Materialien nach. Trotz recht ausgeprägter Spanischkenntnisse ist das doch eine große sprachliche Herausforderung, weshalb ich sehr froh über meine Begleitung war.

Ich verbrachte 2 Tage in der Stadt, schlief im Onkel Inn (gehört zu HI Bolivia), wurde am 3. Tag aus dem Hostel abgeholt und fuhr im Bus nach Copacabana, in den Florentina, Studentin aus Wien und gerade in El Alto gelandet, zustieg. In Copacabana nahm uns Nelson (Hostelbesitzer/ Koch/ Organisator/Übersetzer...) in Empfang, wir wurden in einem privaten Taxi noch ein Stück Richtung Norden gefahren und setzten dann mit einem Boot auf die Insel über. Anschließend zeigte uns Nelson unser Zimmer und bekochte uns auf unseren Wunsch hin vegetarisch, was ich sehr positiv betonen möchte.

Am nächsten Tag gingen wir gemeinsam mit Nelson in die Schule (50 Meter vom Hostel entfernt) und besprachen mit dem Schulleiter der Grundschule das weitere Vorgehen. Plan war es, gruppen- oder klassenweise die Schüler vormittags mit ins Consultorio zu nehmen- was auch mehr oder weniger gut funktionierte. Der Schulleiter erwies sich als nicht ganz so kooperativ, dafür waren die Lehrer der einzelnen Klassen sehr erpicht darauf, ihre Schüler bei uns vorbeizuschicken, also ist die Kommunikation mit ihnen hilfreicher (aber die Erlaubnis des Schulleiters muss natürlich trotzdem zu Beginn eingeholt werden).

Das Consultorio befindet sich, je nach Kondition, 15 – 30 Minuten vom Hostel entfernt bergauf Richtung Yumani am Hauptplatz Challas. Wir fanden es recht gut ausgestattet vor, leider funktionierten Absaugung, Winkelstück und Ultraschall nicht so gut und nicht immer. Ansonsten ist alles vor Ort, die meisten Behandlungen belaufen sich auf Limpieza, Füllungstherapie (eher kleinere Kavitäten) und Extraktionen. Bei den Schülern erschien es uns als besonders wertvoll und taktisch klug, die frisch durchgebrochenen 6er und 7er zu versiegeln, weshalb wir bevorzugt 6-8 und 12-14Jährige behandelt haben.

Um die vorhergehende Werbung kümmert sich Nelson (wir wissen nicht, ob er in unserem Falle diese Aufgabe ernst genommen hat) und das ist auch sehr wichtig. Die einheimische Bevölkerung ist aus zahnmedizinischer Sicht absolut behandlungsbedürftig, der nächste Zahnarzt befindet sich in La Paz, also ungefähr 5 Stunden entfernt, aber die Menschen auf der Isla sind den ganzen Tag beschäftigt mit Landwirtschaft und Viehzucht (viele Selbstversorger) und zudem recht indolent, weshalb es insgesamt nicht zu einem großen Andrang kommt. Im Gegenteil, man muss die Leute direkt ansprechen, ihnen eine Behandlung anbieten und sie ein wenig überzeugen. Wenn einmal das Eis gebrochen ist, kommen sie in Scharen und so konnten wir uns am letzten Tag vor Patienten nicht retten. Die Patienten brachten uns Voluntarios viel Vertrauen und Dankbarkeit entgegen, und das trotz der Sprachbarriere (eigentlich wird untereinander, außer in der Schule, ausschließlich Aymara gesprochen). Spanischkenntnisse sind natürlich sehr hilfreich, notfalls kann man sich aber auch mit Gestik, Mimik und Zeichensprache behelfen.

Mit Nelson und seiner Familie haben wir größtenteils gute Erfahrungen gesammelt, manchmal mussten wir mehrfach nachhaken und vor allem die Initiative ergreifen, wenn es um Organisatorisches ging.

Florentina und ich verbrachten die Abende mit Lesen, Plaudereien, Entspannung und viel Schlaf- wirklich toll und gut möglich auf der Insel. Vom Hostel aus hat man einen tollen Blick auf den See und diesen kann man bei Kaffee oder Cerveza wunderbar genießen. Am Wochenende kann man über die Insel wandern- in unserem Fall leider schwierig, weil eine Blockade auf der Insel aufgrund eines Streits zwischen den Kommunen uns den Zugang zu bestimmten Teilen der Insel untersagt hat. Nach Yumani konnten wir allerdings gehen, nicht nur der Weg dahin ist sehr schön, auch der Ort ist nett (auch hier wunderbare Ausblicke) und bietet restauranttechnisch so einiges.

Auch nach La Paz sind wir an einem Wochenende gemeinsam gefahren, was eine schöne Abwechslung zum Inselalltag war.

Zusammenfassend kann ich festhalten, dass ich an einem gut umgesetzten Projekt in wunderschöner Kulisse teilgenommen habe, dass ich es jedem empfehlen kann, eine zeitlang in Bolivien zu arbeiten, Freiwilligenarbeit eine wunderbare Gelegenheit bietet, berufliche Erfahrungen zu sammeln und die Zeit auch ansonsten sehr bereichernd war. So kann man auch über erschwerte Bedingungen bei der Behandlung hinwegsehen.

Victoria Schölzel