Bericht Bolivien - August 2023

Von: Marion G. Max K., Tamara L. Paulina M. (Universität Regensburg)

Organisation: Dentists & Friends helping hands e.V.

Zeitraum: 31.07.23 – 31.08.23 

 

Für uns vier war klar, dass es nach dem Examen im Rahmen einer Famulatur noch nach Südamerika gehen soll. Auf eine Empfehlung hin erfuhren wir von der Organisation Dentists & Friends, woraufhin wir uns mit Annette in Verbindung setzten und schon begann die Reisevorbereitung für unseren Einsatz in Bolivien. Geplant war die Behandlung an zwei Standorten: Zwei Wochen sollte in Santa Cruz de la Sierra behandelt werden, zwei Wochen auf der Sonneninsel inmitten des Titicacasees.

Reisedaten und Kosten für unsere Unterbringung und Verpflegung wurden uns von Annette und Max Steiner (Hostelling International Bolivia) mit Transparenz übermittelt. Annette schlug uns hierbei ein Projekt in Santa Cruz vor, bei dem wir Pionierarbeit leisten könnten: Da viele Bewohner der abgelegenen Dörfer (Pueblos) um Santa Cruz keinen Zugang zu einem Zahnarzt haben, könne man mit einer mobilen Einheit täglich ein neues Dorf anfahren und so direkt zu den Leuten mit dem größten Behandlungsbedarf kommen. So abenteuerlich das klang, sagten wir mit Vorfreude zu.

Nicht zuletzt machten wir uns an die Organisation von Spenden. Da uns Annette mitteilte, dass vor Ort noch genügend zahnärztliche Materialien von vorherigen Gruppen vorhanden seien und wir die letzten Besorgungen in Bolivien erledigen würden, wandten wir uns mit der Bitte um Zahnbürsten & Zahnpasten an Dm Drogerien. Ein besonderer Dank geht hier an die Dm Filialen in der Regensburger Innenstadt sowie in Altdorf, durch deren Spende wir zusätzlich Artikel zum Eigenschutz wie Sonnencreme und Moskitospray erhielten. In diesem Kontext gehörten auch die rechtzeitigen Reiseimpfungen zur Vorbereitung.

Ende Juli starteten wir dann unsere Reise aus Deutschland nach Santa Cruz, wo wir um 2:20 Uhr morgens abgeholt und in der Unterkunft von Hostelling International von Belen empfangen wurden. Wie besprochen gab es hier große klimatisierte Zimmer mit eigenem Badezimmer, eine Gemeinschaftsküche, eine Dachterrasse mit Waschstation (Handwäsche war angesagt) und Wlan. Schon am folgenden Vormittag holte uns Nacira ab, um uns eine kleine Stadtführung im Zentrum von Santa Cruz zu geben und uns bei der Besorgung von bolivianischen SIM-Karten sowie der einheimischen Währung zu helfen. Schließlich tätigten wir die letzten nötigen Einkäufe für unser Pioniersprojekt in Porongo, einem außerhalb von Santa Cruz gelegenen Dorf. Hierzu wussten wir zu dem Zeitpunkt nur, dass die ominöse mobile Einheit mit allem nötigen Instrumentarium ausgestattet sei. Während unseres Aufenthaltes in Santa Cruz besuchten wir die Lomas de arena, den botanischen Garten von Santa Cruz, Samaipata und espejillos. Die aufgeschlossene und hilfsbereite Art der Einheimischen hat dabei einen positiven Eindruck bei uns hinterlassen. Auch Belen und Nacira standen uns stets für Fragen und Rat zur Verfügung und trugen so dazu bei, dass wir uns nicht nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurechtfanden, sondern uns auch schnell wohl und willkommen fühlten.

Am 31.07. wurden wir dann zum ca. eine Stunde entfernten Porongo gefahren, wo wir herzlich im Kulturzentrum empfangen wurden. Zu unserer Überraschung waren die Spanischkenntnisse gleich bei einem Interview über das Projekt für die lokalen Medien gefordert – sehr praktisch, dabei eine Muttersprachlerin im Team zu haben. Auch für das Besprechen organisatorischer Fragen mit den beteiligten Einheimischen sowie für die Kommunikation mit den Patienten sind sehr gute Spanischkenntnisse mindestens einer Person essentiell.

Unter der Woche sollten wir nun eine neue Unterkunft in Porongo beziehen, da wir von hier aus täglich noch weiter hinausfahren würden. Unser neues Haus sah beim ersten Anblick sehr luxuriös aus, beim Betreten wurde uns jedoch schnell klar, dass es noch nicht fertig eingerichtet war - die “Küche” sollte z.B. noch gebracht werden. Während die folgenden zwei Wochen in dem Haus abenteuerlich blieben, hat man sich sichtlich um unser Wohlbefinden bemüht. Alle Mitbeteiligten waren sehr freundlich und hatten sichtlich große Lust auf das neue Projekt.

Am Dienstagmorgen arbeiteten wir in einer ansässigen Zahnarztpraxis, während unsere mobile Einheit noch einsatzbereit gemacht wurde. Am selben Abend bekamen wir sie endlich zu Gesicht: unseren Behandlungsstuhl im Innenraum eines Minivans. Wir legten erstmal eine abendliche Putzaktion ein und erklärten das Mobil für startklar – die Spannung, ob das nun blitzeblanke Mobil auch wirklich funktionieren würde, stieg!

Der Arbeitstag begann damit, dass wir mehr oder minder pünktlich von Araceli abgeholt wurden, unser Mobil samt Fahrer einsammelten und von diesem gefolgt in das Pueblo des Tages fuhren. Die Fahrt dauerte regulär ein bis zwei Stunden. Jedes Pueblo hatte ein kleines Gesundheitszentrum mit äußerem Wartebereich, vor dem wir unser Mobil parkten. Dies spendete einerseits einen schattigen Standort, andererseits konnten wir hier auch den Autoklaven mitnutzen. Jedes Dorf erwartete uns herzlich und mit vielen Patienten. Es war ersichtlich, dass Annette und ihr Team all diese Dörfer vor unserem Einsatz ausgekundschaftet und ausgewählt hatten, und dass scheinbar das ganze Dorf über unsere Ankunft informiert worden war. Über unseren aktuellen Einsatz wurden die Dorfbewohner unter anderem auch auf der Facebook Seite „Gobierno Autónomo Municipal de Porongo“ auf dem Laufenden gehalten.

Wir hatten alle Hände voll zu tun - während zwei von uns im Mobil behandelten, entfernten die anderen beiden draußen Zahnstein und fluoridierten. Der Stuhl funktionierte bis auf an einem Tag einwandfrei und war voll ausgestattet, die Absaugung hatte an manchen Tagen jedoch ihre Eigenarten. Wir legten Füllungen, erweiterte Fissurenversiegelungen und extrahierten Zähne, wobei wir uns meist für eine Behandlung pro Patient entschieden, um so vielen der wartenden Dorfbewohner wie möglich gerecht zu werden. Vielen Kindern konnten wir das Zähneputzen zeigen und beim ein oder anderen jungen Patienten das Interesse am Beruf Zahnmedizin wecken.

Aufgrund des sehr großen Behandlungsbedarfs und der Motivation der Patienten hoffen wir zutiefst, dass bald eine weitere Gruppe nach Porongo reisen kann. Wir sind jedenfalls begeistert von dem Projekt! An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an alle Beteiligten in Porongo, ohne die wir den Patientenansturm nicht hätten bewältigen können. Besonders in Erinnerung behalten wir Araceli, die uns täglich mit Mahlzeiten bekochte, und Dr. Dania Rosas, welche uns bei der Patientenaufnahme eine große Hilfe war.

Nach diesen abenteuerlichen und lehrreichen zwei Wochen bereisten wir über den Zeitraum einer Woche Sucre, den berühmten Salzsee Uyuni und la Paz, die höchste Hauptstadt der Welt. Hier wurden wir herzlich von Victor empfangen und besorgten die nötigen Verbrauchsmaterialien für die Isla del Sol. Somit machten wir uns höhenakklimatisiert auf den Weg nach Copacabana, wo wir unseren Gastgeber Nelson trafen und gemeinsam auf die Isla del Sol fuhren. Die einfache und gemütliche Unterkunft wurde von Nelson und seiner netten Familie bewirtet, welche uns morgens bis abends großzügig bekochten.

Nachdem es bei den Übernachtungen der Salz- & Wüstentour zuvor sehr kalt wurde, war die Erleichterung über eine funktionierende warme Dusche und sich durch die Sonneneinstrahlung aufwärmende Zimmer umso größer.

Das Behandlungszimmer befindet sich einen 20-minütigen Aufstieg entfernt am Hauptplatz von Challa, von wo aus wir eine großartige Aussicht auf den See und auf die Insel hatten. Das Zimmer selbst war top ausgestattet, und die Wände waren mit Anleitungen beklebt, was uns die Bedienung der Einheit, der Absaugung etc. erleichterte. Dass die Isla regelmäßig von Zahnärzten besucht wird, machte sich schnell durch den geringeren Patientenandrang und die deutlich bessere Mundhygiene der Kinder im Vergleich zu Porongo bemerkbar. Auch hier erfuhren wir große Dankbarkeit von den Einheimischen, die uns schon bald auf der Insel erkannten und als „doctores” grüßten. Wir legten Füllungen und extrahierten viele Zähne und Wurzelreste. Die meisten Inselbewohner sprachen Aymara, mit Spanisch konnten wir uns dennoch gut verständigen. In unserer Freizeit hatten wir die Gelegenheit, die Isla zu erkunden und fanden Cafés in den Nachbardörfern und Inca-Ruinen. Die Arbeit und der Aufenthalt auf der Isla del Sol waren eine besondere und positive Erfahrung und dank Nelsons Gastfreundschaft fühlten wir uns auch hier sehr wohl.

 

Während unseres 5-wöchigen Aufenthalts stand uns Annette per WhatsApp immer für Fragen zur Verfügung, auch Max Steiner gab uns gerne detaillierte Tipps für unsere weiteren Reisepläne in Peru. Die Famulatur war gut organisiert und wir fühlten uns immer gut aufgehoben. Rückblickend konnten wir viele Teile Boliviens bereisen und hatten großes Glück, die Menschen des Landes kennenzulernen.

Wir können diese Famulatur von ganzem Herzen weiterempfehlen, da wir nicht nur vieles gelernt haben, sondern Menschen mit Behandlungsbedarf helfen und hiermit eine große Freude bereiten konnten, was uns immer als Erinnerung bleiben wird.

 

 

Saludos von den doctores Marion, Max, Tamara und Paulina J