Impressionen aus Paraguay
Der Flug nach Südamerika ist für Karin und mich eigentlich ja schon Routine. Aber dieses Mal fliegen wir mit den Bolivianern(AEROSUR) über Madrid nach St. Cruz (Bolivien) und weiter nach Asuncion.
Bereits 5 Stunden vor dem erneuten Einchecken auf Madrid-Barajas hat sich eine lange Menschenschlange vor dem Schalter gebildet. Gepäck türmt sich, als würde ein ganzes Dorf umziehen, dazwischen Mengen von Kindern. Karin befürchtet schon, dass der Jumbo wegen Überladung gar nicht beim Start hoch kommen wird. Die AEROSUR hat einen Jumbo von Pullmann-Tours / Spanien gechartert: einen ausgemusterten Lufthansaflieger. (AEROSURs eigener Flieger soll ein Triebwerk verloren haben und wird wohl gerade an der Tankstelle repariert.) Zuvor war der Jumbo offensichtlich an eine malaysische Fluggesellschaft verchartert: Das Bordprogramm läuft auf malaysisch. Das ist nicht weiter schlimm, da ohnehin keine störenden Filme gezeigt werden, sondern nur Flugdetails. Es hat aber den Vorteil, dass uns für`s Beten ständig die Richtung »gen Mecca« angezeigt wird. Der Flug ist kurzweilig. Nach dem Abendessen lässt man uns lange schlafen - Die Kinderschar ist erstaunlicherweise total ruhig in der Nacht! - bis kurz vor der Landung in St. Cruz: So spart man das Frühstück! Während des Weiterflugs nach Asuncion liegt dann der große, grüne Wald des Chaco unter uns, wo wir demnächst wieder arbeiten werden. Eine knappe Stunde Flugzeit, eine weite Kurve über ASUNCION, wo auf dem Flughafen Pettirossi nach wie vor das Anflugradar im Dornröschenschlaf liegt (siehe auch Berichte 2002 – 2005), und »unser Paraguay« hat uns wieder. Alles, wie gehabt!
Hatten in Madrid noch Schneereste neben dem Rollfeld gelegen, so wabert uns hier draußen feucht-heiße Tropenluft entgegen. Erstmal freuen wir ¬¬¬¬¬¬uns, dass dieses Mal unser gesamtes Gepäck gleichzeitig mit uns angekommen ist. Wir werden von Freunden herzlich begrüßt und sind wenig später in unserem gewohnten Hotel PORTA WESTFALICA. Die nächsten Tage akklimatisieren wir uns und treffen viele alte Freunde aus dem Projekt, wie unsere »Adoptivmutter« Schwester (Hermana) Maria-Angeles oder Pater (Pai) Miguel und den Bischoff Lucio aus Mariscal. Wie immer ist es sehr interessant, Neues aus Paraguay und speziell aus dem Chaco zu hören. »Privat« kümmern sich Sady, eine Zahnarztkollegin aus dem LIONS-Club, und ihr Mann Esteban rührend um uns und nehmen uns am Wochenende mit aufs Land in ihren Geburtsort. Dort geht es von einigen modernen Attributen wie Fernseher und vereinzelt Internet noch zu, wie bei uns Anfang der 50er: unkompliziert, reduziert, aber herzlich und natürlich, wie Baden einfach im nahen Fluss.
Noch verschlafen erreicht uns am nächsten Morgen per Handy im Hotel eine Hiobsbotschaft! Meine Schwester, die unser Haus in Spanien einhütet, ruft, total von der Rolle, an. »Die Siedlung brennt! Möglicherweise auch Euer Haus!« 14.000 Leute evakuiert! Feuerbrigaden aus ganz Spanien kämpfen gegen eine nie da gewesene Feuersbrunst. Orkanartige Winde bis 120 km/h verhindern das Aufsteigen von Löschflugzeugen. Wegen weiträumiger Absperrungen erhalten wir kaum Informationen.
Nach 1 ½ Tagen Ungewissheit erhalten wir Brigittes SMS: »Euer Haus steht unversehrt! Der Wind hat nachgelassen. Es regnet.« Wie durch ein Wunder ist unsere Siedlung verschont geblieben!
Zurück in ASU schiebt sich die Abfahrt in den Chaco immer wieder hinaus. So ist halt Südamerika. Alles, wie gehabt! Also machen wir mit dem Mietwagen noch eine mehrtägige Landpartie und besuchen alte Freunde, wie Günther und Angela »Lucky« (so der Name ihrer Videofirma). Die Luckys sind jetzt Reporter fürs Privatfernsehen. Günther ist ganz stolz, dass er fast immer vor der Polizei am Ort des Geschehens ist, weil ihn dann die »Spurensuche« nicht beim Filmen stört, wie bei dem Eifersuchtsdrama, als ein 92-Jähriger seine 86-jährige Frau erschlug ( Ab 72 ist man in PY nicht mehr haftfähig!).
Schließlich holt uns eines Sonntags um 5:oo Uhr morgens Pai Miguel ab mit seinem nagelneuen Nissan-Doppelkabiner-Pick-up. Es ist noch dunkel. ASU schläft noch, als wir über die große Chacobrücke rollen und das »zivilisierte« Paraguay hinter uns lassen, um in die Dritte Welt des Gran Chaco einzutauchen. 280 Km haben wir noch Asphalt unter den Rädern, bevor wir bei Pozo Colorado von der Ruta Transchaco auf die Buschpiste Richtung General Diaz abbiegen. Wir trinken schnell noch an der Tankstelle den für die nächste Zeit letzten »richtigen« Kaffee. Den Italienern sei Dank hat hier eine Exresso-Maschine den Weg in den Chaco gefunden. Der Posten an der Sandstraße gibt uns die Auskunft, dass die Strecke trocken und gut befahrbar sei. Das stimmt dann auch, bis auf einige rutschige Passagen. Miguel weiß um meine Vorliebe und lässt mich auch fahren. Ich hätte mir allerdings schon einige deftige Schlammlöcher gewünscht. Nach 5 ½ Stunden / 250 Km Fahrt öffnet sich das Tor zur Mission San Lorenzo im Nivacle-Dorf Fischat (Spanischer Name: Laguna Escalante). Es ist ein herzliches Wiedersehen mit Pai Jose-i und dem Urgestein Hermana Romi, welche wir beide von früher her kennen. Aber diesmal ist die Station noch mit weiteren Kirchenleuten besetzt: Der »Neue« Pai Jose-Maria (genannt der »Kugelblitz«), die alt gediente Schwester Margarita, von der wir schon viel gehört hatten und 2 jungen Hermanas: Adriana und Evanilda, welche ihre dunkelbraunen südländischen Augen gar nicht von Miguel lassen will. Heute, erzählen alle, sei es mit 35 C stark abgekühlt, bisher sei es an die 45C heiß gewesen! Zur Hitze dann auch noch die hohe Luftfeuchtigkeit! Genau diese Umstände werden zu unserem großen Problem werden! Abends sitzen wir dann noch in großer Runde zusammen und trinken Terere (kalte Yerba-Mate) und Bier (Code-Wort: Vit.C):
Nach wie vor herrscht hier in Fischat eine entspannende Ruhe: Kein Telefon, keine Handy-Deckung, kein Fernsehen, Strom abends mit Einbruch der Dunkelheit zuzüglich 2 Stunden, nur allmorgendlich UKW-Sprechfunk mit den anderen Stationen. Allerdings hat der »Nationalheld« Roque St. Cruz, seines Zeichens Fußballspieler bei Manchester City, früher Bayern München, in der Nähe (70 km) eine Estancia gekauft und lässt dorthin Strom verlegen. Die Linie soll verlängert werden bis Fischat. Erste Masten stehen schon. Dann wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann das Dorf abends vor dem Fernseher sitzt und Popmusik durch das Dorf schallt, wo früher Musikanten aufspielten.
Am Montag fangen wir an zu arbeiten in unserem alten »Sprechzimmer« mit unserem alten, vom Schmied gefertigten Klappbehandlungsstuhl. Irgendwie ist der Enthusiasmus des Neuen der Routine gewichen. Alles , wie gehabt!
Wenn da nicht die Hitze wäre! Bisher hatten wir im Winter gearbeitet, d.h. für uns bei frühlingshaften Temperaturen. Tagsüber ziehen wir in Fischat nur Zähne, da es keinen Strom gibt. (Auf unseren Behandlungstouren über die Dörfer haben wir ohnehin keine Elektrizität.) Ab ca. viertel vor 8:00 Uhr, mit Einbruch der Dunkelheit, gibt es dann Strom vom Generator bis etwa 22:00 Uhr. In diesem Zeitraum versuchen wir, Füllungen zu legen. Unser Behandlungsraum hat keinen Fliegenschutz vor den Fenstern. Um nicht in Myriaden umherschwirrender Insekten behandeln zu müssen, lassen wir die Fensterläden lieber geschlossen. Draußen ist es noch über 30C, der Raum mit seinem einfachen Blechdach ist von der Tageshitze zu einem Brutofen aufgeheizt. Der Schweiß läuft kontinuierlich die vordere und hintere Schweißrinne hinunter, die Kleidung klebt am Leib .Hinzu kommt, dass das Füllungslegen sich auch nicht gerade als vom Einfachsten gestaltet. Aus Ermangelung eines Lichtpolymerisationsgerätes für (lichthärtende) Kunststofffüllungen haben wir ein anmischbares 2-Komponentenmaterial kaufen müssen. . Dieses wird wegen der hohen Raumtemperatur fast schon beim Anrühren hart, ebenso wie die Unterfüllungsmaterialien. Unzählige Male muss Karin erneut anrühren, da die Masse bereits auf dem Anrührspatel »steht«, oder ich muss »anflicken«. Spätestens als dann der Patient nicht in der Lage ist, vorsichtig in seiner natürlichen Bisslage die korrekte Höhe der neuen Füllung zu überprüfen, nähert sich mein Adrenalinspiegel dem »roten Bereich«. (Das Problem ist ja bekannt, wenn der Patient auf der schönen, unter viel Schweiß frisch gelegten aber noch fragilen Füllung wie ein Dromedar querkaut. Hier vor Ort sind aber dann noch die Sprachprobleme: Meine Anweisungen in nicht perfektem Spanisch, dass dazu noch übersetzt ins Nivacle oder zumindest angereichert mit einigen Nivacle-Worten sollen einen von der Situation hochgradig überforderten eingeborenen Patienten erreichen!). Schließlich knallt mir die Sicherung durch, und ich verkündige lauthals, dass ich »NIE WIEDER solche Füllungen« machen werde. Schwester Romi ist ganz verschreckt, hat sie mich doch noch nie »in Form« erlebt. In der Folge stehen am nächsten Abend, als wir total verschwitzt von der Behandlungstour über einige Dörfer zurück kommen, eine eisgekühlte Liter-Flasche Vit.-C (Bier) und eine tropisch-reife köstliche aromatisch riechende Mango auf dem Tisch.(Die beste, die wir je gegessen haben!). Da sind wir wieder versöhnt und versuchen es anschließend doch wieder mit Füllungen. Alles, wie gehabt!
Nicht ganz so ausgedehnte Eckenaufbauten, nicht ganz so anspruchsvoll! Aber es gibt ohnehin genügend zu tun. Solche großkalibrigen Kariesdefekte wie hier sieht man in Europa gar nicht mehr. Oft ist eine Füllung hier ohne mehrere Vorbehandlungen (Cp) gar nicht möglich. Die definitive Füllung steht aber in den Sternen, da nicht voraussehbar ist, wann wieder ein Zahnarztkollege vorbeikommt. So war in Pedro P. Pena z.B. zwischendurch 3 Jahre lang kein Kollege tätig. Viele Zähne müssten eigentlich gezogen werden, obwohl sie noch nicht akut sind. Oft belässt man den Zahn jedoch aus Zeitgründen oder der Kosmetik wegen. Der Zahn geht halt ½ bis 1 Jahr später den Weg alles Weltlichen. So lange kann der Patient noch mit der Ruine kauen.
Es war sowieso einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass wir Füllungen legen konnten. Unser zahnärztliches tragbares Unit mit Micromotor, Turbine und Kleinkompressor war 2 Jahre verschollen gewesen. Bischoff Lucio hatte es in einer verschlossenen Kammer in Sta. Teresita wieder entdeckt. Das große Glück war, dass auch der Schlüssel zur Kammer verschollen war, und so niemand daran kam. Denn viele unsere Instrumente, die wir 2005 für das Projekt eingekauft hatten, waren bereits nach 1 Jahr »verdunstet«. Sta. Teresita, früher gut bestückt, als Schwester Maria-Angeles noch dort war und darüber wachte, hat nun gar keine Instrumente mehr. Dafür zieht jetzt der »Hilfskrankenpfleger« Juan privat zu Hause Zähne. Irgendwie muss er ja seine 10 Kinder durchkriegen. Im Grunde die perfekte Entwicklungshilfe: Hilfe zur Selbsthilfe! Sich selbst überflüssig machen! Juan ist an sich ein ganz netter Kerl. Nur hat er halt, wie viele Paraguayer, einen anderen Eigentumsbegriff!
Unser zahnärztlicher »Bohrturm« jedenfalls ist eine echte Verbesserung unserer Behandlungsmöglichkeiten. Das Gerät aus US-Fertigung ist dermaßen technisch primitiv gebaut, dass es einem deutschen Techniker die Schamesröte ins Gesicht treiben würde! Mit einem Wort: Genau richtig für den Chaco!
In Fischat selber ist der allgemeine Zustand der Zähne seit unserem letzten Einsatz dort deutlich besser geworden. Vielleicht liegt es auch daran, dass Kollegin Cornelia hier erst vor gut einem halben Jahr abgeräumt hat. Auf den Nivacle-Dörfern ist die Lage weiterhin katastrophal, weil einfach die rechte Einstellung der Indios zu ihren Zähnen fehlt. Es ist wie bei uns vor 100 Jahren: Tut der Zahn weh, geht`s zum »Zahnreißer«. In den Siedlungen, die von Paraguayern bewohnt werden, ist es schon anders. Die wollen vielfach Füllungen, auch wenn es zahnärztlich nicht mehr möglich ist. Des Weiteren fällt auf, dass die Patienten umso nervöser und ängstlicher sind, je näher sie an der »Zivilisation« wohnen.
Auf den Dörfern ist Schwester Romi in ihrem Element. Sie hat in ihren 23 Jahren auf Fischat 380 Kindern auf die Welt geholfen. Es sind »ihre« Kinder, und sie kennt sie alle. Besonders »ihre« Zwillinge, die wir jetzt schon als Erwachsene behandeln. Normalerweise sind die Geburten komplikationslos. Nicht so wie seinerzeit bei einer Geburt 2-eiiger Zwillinge, bei der die Hochschwangere auf ihrem 18-Km-Marsch zur Mission schon mal unterwegs einen Zwilling gebar und dann mit einem Kind auf dem Arm und einem Kind noch im Bauch in Fischat ankam. Früher waren alles Hausgeburten. Romi ist nun ganz stolz darauf, dass mittlerweile fast alle Indigenas zur Entbindung auf die Mission kommen und sich ihr anvertrauen. Auch zu unserer Zeit findet eine Geburt statt. Die Schwangere kommt nachts um ca. 23:30 Uhr, 20 min später ist das Kind da, am nächsten Morgen um 11:00 Uhr geht die Frau wieder nachhause. Wer zuhause gebären will, erhält ein Geburtshilfe-Set mit ½ m² Cellophanfolie, 2 Servietten, 2 verpackten Fäden zum Abbinden der Nabelschnur und eine saubere(! Wohl bemerkt: nicht sterile!) Rasierklinge!
Unsere Zeit in Fischat vergeht wie im Fluge. Zwischenzeitlich gibt es ein tropisches Gewitter! Der lang ersehnte Regen! Dadurch wird für mich die Fahrerei mit dem fast neuen Toyota-Landcruiser zu einem Leckerli. Bei den Touren über die Dörfer sind immer Karin und Romi dabei. Ich fahre den 6-Zylinder-Allrad, 4,2 ltr. Hubraum, Drehmoment ohne Ende, elektronisch zuschaltende Differentialsperre und Seilwinde für echte 5 Tonnen. Da hüpft das Männerherz! Die bange Frage ist nur: Kommen wir nach einem großen Regen überhaupt noch raus, d.h. bis zum Asphalt!? Selbst der Pisten erfahrene Padre Miguel hatte nach seiner Abfahrt schon 18 km später in einem Schlammloch festgesessen und der 2. Landcruiser der Mission musste zur Bergung ausrücken. Auch das Auto der »Verduleros«, der Gemüsehändler, gibt Zeugnis von den Streckenverhältnissen. Die Gemüseleute kommen jede Woche die 530 Km von Asuncion, um die Dörfer zu versorgen. Nach 250 km Schlammpiste mit mehreren »Steckern« sehen Mann und Fahrzeug entsprechend aus.
Emilio, der Fahrer der Mission, ein älterer Nivacle, der immer so gütig dreinschaut, hatte da gerade noch Glück gehabt. Eines nachts nämlich muss er zusammen mit Romi ausrücken nach Esteros (25 km üble Piste durch den Busch, bei Dunkelheit), wo es eine Messerstecherei gegeben hat. Ein betrunkener Paraguayer hatte versucht, seinen Saufkumpanen abzustechen (aus nichtigen Grund, wie wir später hören). Das Opfer hat einen Schnitt an der Gurgel und über dem Nasenrücken und eine tiefe Wunde im Nacken-Schulterbereich. Als der Verletzte, auf der offenen Ladefläche des Pick-up liegend, durch 2 Matratzen »gepolstert«, in Fischat ankommt, ist er auf Grund des Blutverlusts schon recht blass im Gesicht und nicht ansprechbar. Er wird umgeladen in den so genannten “Krankenwagen“ (das heißt in den geschlossenen Toyota) und Emilio fährt ihn, wiederum auf dem Boden liegend, 250 km Piste nach San Blas am Asphalt zur »Erstversorgung«. Von dort, kreislaufmäßig stabilisiert, wird er dann noch mit einer Ambulanz 350 km nach Asuncion gefahren ins große Militärhospital. Und er überlebt! Zum Glück für ihn hatte es erst angefangen zu regnen, als der Transport den rettenden Asphalt erreicht hatte.
Auch wir haben Glück. Bevor wir raus fahren, ist es 2 Tage trocken. Mit sage und schreibe 9 ½ Personen im Toyo zuzüglich Reisegepäck und Zahnarztausrüstung gehen wir auf die Piste, die insgesamt abgetrocknet ist. Glücklicherweise sind einige attraktive Schlammlöcher übrig geblieben, durch die Emilio routiniert den Toyota sich durchwühlen lasst, nicht ohne mir Zeit für einige Action-Fotos fürs Marlboroalbum zu lassen.
In Pozo Colorado, am Asphalt, verabschieden wir uns, um die restlichen 280 Km nach Asuncion mit dem Bus zurückzulegen. Im gewohnten Apartment Nr. 4 lassen wir den Tag ausklingen und die Zeit in Fischat Revue passieren. Irgendwie haben wir den Eindruck, aus einer Parallelwelt aufgetaucht zu sein. Dort die sanatoriumshafte Ruhe des Chaco, hier die Hektik einer südamerikanischen Großstadt. Alles, wie gehabt!
Zwei Tage später fliegt unser zahnärztlicher Nachfolger Henning Töbelmann aus Kiel ein. Wir holen ihn am Flughafen ab und versuchen ihn, so gut es während unserer letzten Woche in Paraguay geht, in das Projekt einzuführen, mit den maßgeblichen Leuten bekannt zu machen und seine Abfahrt in den Chaco nach Pirizal zu organisieren. Henning ist zum ersten Mal in einem Projekt tätig. Die vielen neuen Eindrücke, dazu die feuchte Hitze: Das muß erstmal verkraftet werden. Nicht zuletzt wollen wir ihm auch noch Paraguay näher bringen. Da können wir ihm ein Schmankerl bieten. In der Kreisstadt Caacupe, 80 Km vor Asuncion ist Karnevalsumzug. Die örtlichen Karnevalsvereinigungen, verstärkt durch ihre Kollegen aus Asuncion, haben richtig etwas auf die Beine gestellt, um ihren brasilianische Vorbildern nachzueifern. Leider gibt es eine Unsitte. Kinder, und solche , die es im Kopf geblieben sind, sprühen wild mit einer Art Rasierschaum in Sprayflaschen um sich und schlimmer noch, gezielt andere an. Da bieten sich als Ziele doch hervorragend 3 vorbeiziehende Gringos an. Leider werden auch die leicht bekleideten Festschönheiten angesprüht. Schade, wenn den Hübschen dann das Make-up verläuft, haben sie sich doch über Stunden aufgebretzelt ! Eingeseift, aber unrasiert kehren wir in der Nacht nach Asuncion zurück. Am nächsten Tag ist mentales und praktisches Abschiednehmen angesagt. Letzte Einkäufe in unserer “zweiten Heimat“ und abends noch ein Abschiedsessen mit unseren liebenswerten Gastgebern Sady, Esteban und Kindern. Am nächsten Morgen müssen wir schon früh aufstehen. Wir verabschieden uns von Henning und wünschen ihm persönlich und für das Projekt alles Gute. Dann geht`s zum Flughafen.
In einer weiten Kurve über Asuncion startet unser Flieger nach Osten gen Sao Paulo. Paraguay liegt für dieses Jahr hinter uns. Alles, wie gehabt