März 2015 in Sankhe, Nepal
Wir (3 Zahnärztinnen und ein Zahnmedizinstudent) begaben uns Ende Februar auf die große Reise nach Nepal. Am Flughafen in Frankfurt verabschiedete uns Tanka Poudel, der deutsche Ansprechpartner des Krankenhauses in Sankhe. Ein Spendenkoffer mit Instrumenten und Materialien von Dentists&Friends machte uns bei Air China anfangs Schwierigkeiten, letztendlich organisierte aber eine freundliche, engagierte Mitarbeiterin der Airline den kostenlosen Transport nach Kathmandu. Dort angekommen erlebten wir direkt das lebhafte Treiben der Hauptstadt. Überall stehen viele Taxis bereit, mit denen man nach erfolgreichem Verhandeln preisgünstig auch längere Strecken zurücklegen kann. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde uns bewusst, welchen Luxus wir in Deutschland genießen, damit darf man in Nepal nicht rechnen. Es fängt bei den Autos an, die in Deutschland niemals den TÜV bestehen würden, geht weiter mit den holprigen Straßen. Auch der Zustand und die Erwartungen an das Hotel sollten von vornherein begrenzt sein, wenn man sich für Nepal als Reiseland entscheidet. Man muss sich darauf einstellen, dass es nur 10-12 Stunden Strom am Tag gibt, auf fließendes warmes Wasser muss man selbst in den Hotels meistens verzichten. Diese Umstände schränkten uns auch in unserem Arbeitsalltag im Krankenhaus in Sankhe ein.
Am Tag nach unserer Ankunft machten wir uns auf den ca. 200km weiten Weg nach Pokhara, wo wir nach 8,5 Stunden Fahrt schließlich ankamen.
Am nächsten Morgen holte uns Subina, die Schwiegertochter des Gründers des Krankenhauses der Phoolbaari e.V. (Tanka Poudel), in Pokhara ab und begleitete uns mit dem Jeep nach Sankhe. Dort angekommen wurden wir mit einer Begrüßungszeremonie empfangen, jeder der Mitarbeiter stellte sich uns vor, schenkte uns Blumen und malte uns einen roten Punkt auf die Stirn.
Uns wurde ein Gästehaus zur Verfügung gestellt, welches in den Bergen ca. 45 Gehminuten von dem Krankenhaus entfernt liegt. Es ist sehr einfach ausgestattet, fließendes warmes Wasser ist nicht verfügbar, abends mussten wir uns mit einer bucket shower begnügen. Eine kleine Küche mit zwei Gaskochplatten ist vorhanden, falls man Tee kochen möchte.
Warme Mahlzeiten bekommt man sehr preisgünstig (wir zahlten für die 14 Tage insgesamt ca 20€) in dem Krankenhaus, frisch gekocht von Gita, der Köchin und ihrem Mann. In dem allgemeinärztlichen Krankenhaus gibt es auch einen Raum mit einer zahnärztlichen Einheit und ein weiteres Zimmer mit einer Behandlungsliege. Diese beiden Räume werden allerdings nur von Zahnärzten der Hilfsorganisation genutzt.
Die Absauganlage der Einheit funktionierte nur zeitweise, der Kompressor fiel zwischendurch immer mal wieder aus. Der Bohrer hatte leider keine Wasserkühlung, so dass Füllungen nur unter erschwerten Bedingungen gelegt werden konnten. Neben Extraktionen von tief zerstörten Zähnen und Wurzelresten und dem Legen von Füllungen aus Glasionomerzement konnten wir mithilfe eines portablen Ultraschallscalers Zahnstein entfernen.
Im zweiten Raum mit der Behandlungsliege haben wir vor allem Zähne extrahiert. Aus Mangel einer Absauganlage wussten wir uns mit einem Spuckeimer zu behelfen.
Zahnärztliche Röntgenbilder können im Krankenhaus nicht angefertigt werden, es sind nur Röntgenthorax und Schädelaufnahmen möglich.
Einen Steri gibt es im Krankenhaus nicht, wir legten die Instrumente stattdessen in eine angemischte Desinfektionslösung.
Stirnlampen sind zwingend notwendig für die Behandlung, müssen aber selbst mitgebracht werden. Auch Handschuhe, Mundschutz und generell alle Materialien und Instrumente können vom Krankenhaus nicht zur Verfügung gestellt werden. Es ist sinnvoll Füllungsmaterialien, Watterollen, Anästhetika, Traypapier, Tupfer, Füllungsinstrumente, Hebel und Zangen aus Deutschland zu besorgen. Besonders die Kinder freuten sich über mitgebrachte Zahnpasta und Zahnbürsten. Arbeitskleidung sollte ebenfalls selbst organisiert werden.
Die meisten Bewohner der Region sprechen nur Nepalesisch, die Krankenhausmitarbeiter fungierten aber gerne als Übersetzer.
Wir wurden sehr herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen, zum Beispiel war es für sie selbstverständlich, dass wir am Feiertag des Holi Festivals auf dem Dorfplatz mitfeierten und –tanzten. Eine Übersetzerin (Aashma) bereitete mit uns an einem Abend das nepalesische Nationalgericht, Momos, zu.
Im Dorf Sankhe kann man ausserdem in den Läden fast alles, was man so brauchen kann, ziemlich günstig kaufen.
Nach einer wunderschönen Zeit dort wurden wir mit einer weiteren Zeremonie verabschiedet und nutzen dann die restliche Zeit, um dieses atemberaubende Land besser kennenzulernen und zu entdecken.
Wir haben vor, einen weiteren Einsatz in Sankhe durchzuführen. Wir würden es abenteuerlustigen Zahnärzten weiterempfehlen. Es ist aber wichtig, sich vorher über die dortigen Gegebenheiten zu informieren und mit nicht zu hohen Erwartungen, gerade was auch die Behandlungsstandards betrifft, anzureisen. Die Zustände und die Wohnsituation dort sind keinesfalls mit Deutschland zu vergleichen, improvisieren ist essenziell.
Allen die sich für einen ehrenamtlichen Einsatz in Sankhe entscheiden, wünschen wir eine unvergessliche Zeit und einen tollen Aufenthalt wie wir es hatten!
Katharina Lindner, Sina von der Heide, Philipp Brugger und Lisa Kempkes