Schon zwei Jahre vor der eigentlichen Reise begann unsere Planung einer Famulatur. Wir waren zu 3. Jessi, Sophia und Kira. Wir hatten gehört, dass Famulaturplätze schnell vergriffen sind und so dachten wir, es sei wichtig, sich schnell zu kümmern. Nach kurzer Zeit hatten wir dann auch schon eine super nette Rückmeldung von Annette von dentists and friends erhalten. Es sollte also nach Bolivien gehen. Vor lauter Freude hätten wir am liebsten direkt mit der Planung begonnen, doch das wäre wohl etwas zu früh gewesen.
Die richtige Planung begann dann ungefähr ein halbes Jahr vorher. Annette lud uns zu einem Kennenlern-Treffen nach Baden-Baden ein, wo sie uns mit leckerem bolivianischen Essen bekochte.
Sie zeigte uns ihre Bilderalben und erzählte und von den zehn Aufenthalten, die sie schon in Bolivien verbracht hat und machte uns richtig heiß auf unsere eigene Reise.
Kurze Zeit später buchten wir die Flüge und dann ging auch plötzlich alles ganz schnell und schon trafen wir uns wieder am Frankfurter Flughafen. Anstelle von Jessi, die leider verhindert war, ist Jenni eingesprungen und trotz des nur sehr kurzen Kennenlernens via skype haben wir uns auf Anhieb super verstanden. Die Flüge verliefen problemlos, bis auf das wir bei unserem Langstreckenflug kein Frühstück mehr bekamen. Morgens um 6 kamen wir also hungrig und ein bisschen geschafft von der langen Reise in Santa Cruz an, wo uns eigentlich der Taxifahrer abholen sollte. Doch da war niemand. Die Ursache: ein Felgenbruch. So nahmen wir ein anderes Taxi zum Hotel und lebten uns erst einmal ein. Danach machten wir einen kleinen Rundgang durch Santa Cruz und stärkten uns mit einer Pizza. Abends lernten wir Max Steiner beim gemeinsamen Essen kennen und besprachen das weitere Vorgehen. Am nächsten Morgen ging es zu unserem ersten Arbeitstag zur Plataforma Solidaria.
Wie von Annette bereits angekündigt, mussten wir den Behandlungsraum erst mal wieder in Schuss bringen. Dafür überlegte sich Jenni schnell ein Ordnungssystem für unsere Materialien, Annette kümmerte sich um den funkensprühenden Kompressor und Sophia sortierte die Materialien und Kira versuchte unterdessen, den Absaugschlauch algenfrei zu bekommen. So kam es, dass wir eine Stunde lang beschäftigt waren um dann auch schon die ersten Patienten in Empfang nehmen zu können. Die bolivianischen Patienten waren sehr nett und verziehen uns den ein- oder anderen sprachlichen Patzer. So wurde dann fleißig gefüllt, gezogen und gereinigt und am Ende des Tages waren wir ganz schön platt. So lebten wir uns schnell in unser Famulatur-Arbeitsleben ein und bekamen die ein- oder andere Kuriosität zu sehen: Goldene Sternchen und Herzen auf den Zähnen, von Zahnstein überwucherte Zahn-Überreste, Mini-Weisheitszähne und Mesiodentes. Für Annette war das natürlich alles schon ein alter Hut aber wir drei waren immer wieder auf‘s Neue schwer beeindruckt.
Das von den Köchinnen der Plataforma frisch zubereitete Mittagessen war dann immer ein kleines Highlight und schmeckte und sättigte super, sodass wir in der Mittagspause häufiger mal ein kleines Verdauungsschläfchen einlegen mussten. Da wir die ersten Tage aufgrund einer kaputten Klimaanlage schwitzen mussten, freuten wir uns umso mehr über unsere nagelneue, top- funktionierende Klimaanlage und wurden auch von den anderen Voluntarios der Plataforma darum beneidet. Weitere Überraschungen hielt auch die Toilette für uns bereit: Entweder es gab kein Klopapier, oder man traf beim Spülen auf einen Frosch der sich anscheinend im Spülkasten häuslich eingerichtet hat.
Das erste Wochenende haben wir ziemlich entspannt verbracht. Am Samstag haben wir an einemr kleinen Infoveranstaltung der »Lentes al Instantes« teilgenommen und sind wir zur Sanddüne Lomas de Arena gefahren. Dort haben wir ein bisschen Wüstenfeeling getankt. Und den Sonntag darauf verbrachten wir im Parque Güembe.
Gut entspannt ging es dann in die neue Arbeitswoche. Auch hier gab es wieder einige Überraschungen für uns: eine riesige Grille, die sich hinter unserer Spüle verstecken wollte, Kinder, die bei der Behandlung eingeschlafen sind und eine Wasserbombenschlacht. Leider stellten wir mit Erschrecken fest, dass die Wasserbomben nicht aus Ballons sondern aus unseren bereits benutzten Handschuhen bestanden. Wiederverwertung ist ja im Großen und Ganzen gut, aber das konnten wir dann doch nicht durchgehen lassen. Leider ist es den Kindern schwer verständlich zu machen, dass das hygienisch verwerflich ist und so erwischten wir doch noch die ein- oder andere Kinderhand, die sich in unseren Mülleimer verirrte. So war auch die nächste Woche um und am Wochenende sind wir nach Samaipata gefahren. Hier wollten wir an einem Tag »El Fuerte«, eine alte Ruine deren Ursprung niemand so ganz genau kennt, anschauen und am nächsten Tag eine Tour durch den Parque de Amboro machen. Gesagt-Getan. Am Fuerte kann man auf einem wunderbaren, neu gebauten Weg um die Ruine herum spatzieren. Und nach einem ziemlich wanderlastigen Tag waren wir froh, als wir endlich zurück in Samaipata waren und in ein Restaurant einkehren konnten. Abends stellten wir fest, dass wir leider verschwitzt hatten, eine Tour für den Parque de Amboro zu buchen (kümmert euch rechtzeitig!) sodass wir um 23 Uhr noch nach Touristikbüros suchten und letztendlich Hilfe bei der Rezeptions-Dame unseres Hotels fanden. Am nächsten Morgen ging es dann mit unserem Guide Roberto-Carlos auf kleine Dschungeltour. Er erzählte uns viel über die regionale Flora und Fauna und hatte trotz seiner Körperfülle stets mehr.
Puste als wir. Belohnt wurde die teils beschwerliche Wanderung durch Farnbaumwälder mit einem atemberaubenden Ausblick auf ~2600m über die Region.
Der Rückweg ging dann zum Glück etwas leichter als der Hinweg, denn wir waren nach ungefähr vier Stunden doch ganz schön geschafft. Deshalb wollten wir uns auch vor der Heimfahrt nach Santa Cruz noch etwas stärken. Die Suche nach einem Trofy zurück nach Santa Cruz war dann auch leider etwas schwierig, glücklicherweise wurden Sophia und Jenni aber doch noch fündig. Nicht ganz so super war, dass das Gefährt kurz vor Santa Cruz eine Panne hatte und wir in einen öffentlichen Bus umsteigen mussten. Dort trafen wir auf betrunkene Einheimische in »Baggerlaune« und auf hängengebliebene Hippies mit komischen Exfrauen- eine Begegnung der Extraklasse. So waren wir heilfroh, wieder im Hotel angekommen zu sein und bald in die nächste Woche starten zu können.
Auch die letzte Behandlungswoche lief super und so konnten wir am Ende stolz auf 163 behandelte Patienten zurückblicken. Hiervon waren 56 Füllungen, 46 Extraktionen und viele weitere Maßnahmen, wie Zahnreinigungen und Spülungen sowie Fluoridierungen. Eine Patientin hat von uns alle Frontzähne restauriert bekommen und dieses Ergebnis ist eines, was uns wohl am meisten im Gedächtnis bleiben wird.
Stolz und frohen Mutes reisten wir aus Santa Cruz ab und freuten uns auf neue Eindrücke in Sucre, Potosí und der Salar Uyuni.
In Sucre lernten wir Arturo kennen, der uns eine interessante Stadtführung gab, bei der wir viel über die Geschichte Sucres und den Unahängigkeitskrieg Boliviens lernten. In Potosi machten wir eine Tour durch die Silbermienen und bekamen hautnah mit, wie schwierig die Arbeitsbedingungen im Bergbau sind. Staub, Hitze und Enge machten uns auf der Tour ganz schön zu schaffen und wir waren wirklich froh, als wir das Tageslicht wieder sahen. Diese Führung hat uns auch auch ziemlich nachdenklich werden lassen, denn leider sind einem diese Bedingungen häufig nicht präsent, wenn man Edelmetalle erwirbt (sei es als Schmuck oder als Werkstoff in Computern oder Handys). Abends fuhren wir weiter nach Uyuni, um am nächsten morgen an der dreitägigen Tour teilnehmen zu können. Unser Guide Attias brachte uns während der Tour an wunderschöne Orte in der Salzwüste, versorgte und stets mit leckerem Essen und versprühte mit seinen »Llamas« ausrufen stets eine positive Stimmung. Selbst als wir hörten, dass die südamerikanischen Grenzen dabei sind, zu schließen und wir ein bisschen Sorge bekamen, nicht mehr rechtzeitig nach Hause zu kommen, telefonierte er herum und versuchte, eine möglichst gute Lösung für uns zu finden. Und leider ist das auch das Ende unseres Famulaturaufenthalts. Wir mussten aufgrund des Corona-Virus vorzeitig abreisen. Um wirklich alle Möglichkeiten auszuschöpfen, fuhren wir nach La Paz um in der Botschaft nach Lösungen zu fragen. Leider wusste man dort auch nicht so recht, was zu tun ist und so entschieden wir uns, an den Flughafen zu fahren, um einen Rückflug zu bekommen.
So hat unsere Famulatur leider viel früher geendet, als sie eigentlich sollte und wir sind sehr traurig, denn wir hätten gerne auch noch zwei Wochen auf der Isla del Sol verbracht, um dort noch weitere Erfahrungen zu sammeln.
Essen&Trinken:
Acai-Bowls
Buddah-Bowl (veganes Restaurant)
Ice-Cream Shop am Dienstag (2 für 1)
Leckere, frische Säfte gibt es im Restaurant gegenüber
Unternehmungen bei Santa Cruz:
Samaipata (El Fuerte, Parque Nacional de Amboro)
Parque Güembe
Sanddüne:
Lomas de Arena
Abende auf dem Plaza Grande