Nachdem Lilian, Jol und ich (Magdalena) schon kurz nach unserem Studium 2018 einen zahnärztlichen Auslandseinsatz in Nepal gemacht hatten, wollten wir nun sobald es in Zeiten der Pandemie möglich war und nach Abschluss unserer Vorbereitungsassistenzzeit wieder auf Reisen gehen um in anderen Ländern zu helfen und in fremde Kulturen einzutauchen. Dieses mal sollte es nach Südamerika, genauer gesagt Bolivien gehen. Nach kurzer Suche fanden wir die Organisation von Dr. Annette Schoof-Hosemann und landeten einen Glücksgriff.
Die Organisation des Einsatzes war sehr unkompliziert und Frau Dr. Schoof-Hosemann versorgte uns im Vorfeld mit allerlei Informationsmaterial von vergangenen Einsätzen, kulturellen und allgemeinen Informationen über Bolivien oder Vokallisten, die uns unseren späteren Einsatz erleichterten. Es wurde sich toll um uns und den Einsatz gekümmert. Nach regem E-Mailverkehr und einem ZOOM-Meeting freuten wir uns von Tag zu Tag mehr auf den Einsatz auf der Isla del Sol.
Mitte Juli ging es dann auch endlich los. Zunächst landeten wir in La Paz um uns mit Materialien einzudecken und uns an die Höhe von 3600m zu gewöhnen. Victor von Hosteling International, der Organisation, die für unsere Versorgung und die Koordination vor Ort zuständig war, stand uns stets zur Seite wenn wir Fragen hatten. Mit Victor besorgten wir die benötigten Materialien in La Paz und auch ausserhalb des Projektes gab er uns viele Tips und half uns Trips zu organisieren.
Sonntag früh war es dann soweit und wir machten uns zusammen mit Victor im Bus auf den Weg zur Copacabana. Von dort aus würde dann Nelson großteils unser Ansprechpartner sein, der uns auch beherbergte. Nelson holte uns mit dem Boot ab und nach 45 Minuten kamen wir an der kleinen Bucht des idyllischen Örtchens Challa an, das auf der Nordseite der Insel liegt. Wir wurden herzlich von Nelsons Familie in Empfang genommen und auf unsere Zimmer verteilt, kurz darauf gab es dann auch schon die erste Stärkung. Da wir vorab mit Annette besprochen hatten, dass wir Vegetarier sind, wurde trotz der großteils fleischlastigen Küche in Bolivien sehr viel Rücksicht auf uns genommen und bis auf ein, zwei Ausnahmen wurden wir jeden Tag mit neuen köstlichen, vegetarischen Kreationen überrascht. Insgesamt war die Unterkunft einfach aber schön. Direkt am Strand gelegen schlief man zum Klang der Wellen ein und wachte morgens mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Selten schlief man besser als hier, vor allem da es keinen Handyempfang gab. Auch an den Wochenenden waren wir nicht untätig und unternahmen eine Wanderung zu dem touristischeren Örtchen Yumami. Nelson und seine Familie waren tolle Gastgeber und oft spielten wir Kartenspiele mit den beiden Töchtern der Familie Ziel und Lupé.
Am Abend des ersten Tages macht wir uns auf den Weg zu unserem Behandlungsraum, der uns auch zukünftig jeden Tag aufs neue auf Trab halten sollte. Nach 15 Minuten und ca 100 Höhenmetern kamen wir schnaufend an und machten uns an die Arbeit unseren Arbeitsplatz zu inspizieren. Wir verstauten die mitgebrachten Sachen, machten Inventur und bereiteten alles für den nächsten Morgen vor, an dem es um 9 Uhr losgehen sollte. Hier und da waren kleine Reparaturen nötig doch im Großen und Ganzen fanden wir eine kleine, gemütliche Praxis vor.
Nach der langen pandemiebedingten Abstinenz der Volunteers waren die Dorfbewohner am Anfang noch etwas schüchtern und so hatten wir gemütliche erste Tage, in denen wir in der behandlungsfreien Zeit vor der Praxis in der Sonne saßen und spanische Vokabeln lernten. Ausserdem erfuhren wir das das Jahr 2022 wohl ein Besonderes ist, da man Feste wie Hochzeiten nur in geraden Jahren zelebriert und so wurde nach dem Corona auch in Bolivien die Bevölkerung stark eingeschränkt hatte, vieles nachgeholt.
Viele Leute waren interessiert und fragten nach unseren Öffnungszeiten und wie lange wir bleiben würden, wollten aber die nächste Hochzeit abwarten. Von Tag zu Tag kamen aber doch mehr Patienten, man wurde gegrüßt auf den Wegen und es sprach sich auf der Insel herum, dass wieder Behandlungen durchgeführt werden. So vergingen die Tage in denen wir Zähne zogen, Füllungen legten und das Fest zu Ehren des Inselheiligen direkt vor unserer Türe miterlebten. Trotz anfänglichem Stöhnen über den Aufstieg zur Praxis, war am Ende der Weg auch das Ziel an dem wir viele nette Bewohner trafen, Tierherden unseren Weg kreuzten und wir mit einem herrlichen Ausblick über die Insel belohnt wurden. Die zwei Wochen vergingen wie im Flug und mit einem lachenden und einem weinenden Augen verließen wir die Insel wieder Richtung Festland um nun auf touristischen Pfaden noch mehr Facetten dieses schönen Landes zu sehen.
Es war eine wunderbare Erfahrung und wohl wenige Touristen bekommen solch einen intimen Einblick in die Kultur eines Landes. Eines der tollsten Erlebnisse war als wir zum Essen bei einem Dorffest eingeladen waren und richtig in die Kultur eintauchen konnten. Alle waren sehr freundlich und interessiert, aber keinesfalls aufdringlich.
Dies wird definitiv nicht der letzte zahnärztliche Auslandseinsatz sein.