Durch Frau Mannherz vom Zahnmobil Hannover erfuhr ich von dem Chaco-Projekt von Hans-Lothar Amelunxen. Die Suche nach einer Helferin beendete meine Freundin Sylvia durch ihre spontane Zusage mitzukommen.
Wir trafen uns vorab zwei Mal mit HaLo und seiner Frau Karin, um den Einsatz ausführlich zu besprechen.
Dann nahmen wir e-mail-Kontakt mit Padre Miguel auf. Er hat nach Rücksprache mit den Missionsstationen die Einsatzorte bestimmt, an denen der größte Bedarf für zahnärztliche Tätigkeit bestand, dieses Mal für insgesamt 3 Wochen an zwei Internaten.
Am Flughafen in Asuncion wurden wir von Martin, einem Mitarbeiter des Vikariats, herzlich empfangen und zum Hotel gebracht und am nächsten Morgen begrüßte uns im Vikariat Oskar. Dort überprüften wir die vorhandenen Geräte, Instrumente und Vorräte und erstellten eine Einkaufsliste. Beide, die alte und die neue Einheit, funktionierten gut - wir nahmen nur die neue mit.
Am nächsten Tag zogen wir mit Halo´s Stadtplan durch Asuncion und besorgten in diversen Geschäften die fehlenden Vorräte. Ein Problem gab es beim Einkauf der Anästhesie: es gab nur Mepivastesin ohne Vasokonstringens, mit der Begründung, die Fabrik in Brasilien hätte Lieferschwierigkeiten.
Mit Padre Miguel am Steuer des vollgepackten Pickups fuhren wir um 6 Uhr los. Er gab uns während der Fahrt viele interessante Informationen über den Chaco, seine Geschichte und seine Bewohner.
Unser erster Einsatzort war das Internat »San Isidro« in der Nähe von Pozo Colorado mit 300 Kindern, geleitet von Nonnen: » Hermanas«. Padre Miguel feierte um 11 Uhr eine Messe mit allen Kindern und Mitarbeitern und stellte uns dabei vor.
Nachmittags richteten wir unser »Consultorio« ein in einem Raum der Krankenstation, es gab Wasser und Strom.
Wir wohnten bei den Hermanas im Haus, wurden herzlich aufgenommen und hatten sogar eine warme Dusche! Die Verpflegung war hervorragend!
Am nächsten Tag fingen wir an. Hermana Amalia hatte eine Liste der zu behandelnden Kinder und sorgte dafür, dass sie kamen.
Unsere Vorstellung, Mundhygieneinstruktionen und Fluoridierungen machen zu können, flossen dahin wie unser Schweiß bei über 30 Grad. Es gab fast nur Schmerzbehandlungen, Extraktionen der zerstörten 6er und 7er - nur ab und zu, dann zu meiner Freude, Füllungen in gut gepflegten Gebissen.
Die Anästhesie ohne Vasokonstringens war unzureichend, zu schnell wirkungslos: daher gab es viel Blut bei komplizierten Extraktionen. Da es keine Absaugung gab und die Patienten nur ausspucken konnten, war das Arbeiten im »Dunkeln« mit großem Zeitaufwand und häufigem Nachinjizieren verbunden.
Das Internet funktionierte nur manchmal - für 5 Minuten - und mit unserer Tigo-SIM bekamen wir auch keine Verbindung ... Daher halfen uns die Hermanas mit ihrem Claro-Telefon aus: So konnten wir uns mit Oskar in Asuncion in Verbindung setzen und baten ihn, sich von Sady, einer mit HaLo befreundeten Zahnärztin in Asuncion, beraten zu lassen, um das richtige Anästhetikum zu besorgen. Das hat geklappt! Der Linienbus brachte das Paket mit. Dank dieser Hilfe konnten wir dann vernünftig weiterarbeiten.
Später hat uns Oskar erzählt, dass die neue Regierung in Paraguay aufgrund der gestiegenen Mortalitätsrate durch Herz-Kreislauferkrankungen das Vasokonstrigens verboten hat.
An einem Sonntagnachmittag organisierte Hermana Esther einen Ausflug auf eine Estancia, wir sahen viele verschiedene Vögel, Krokodile, Rinder, Schafe und Ziegen und wurden vom Besitzer zum Kaffee eingeladen.
Hermana Theodora organisierte am anderen Sonntagnachmittag eine Tanzvorstellung der Kinder uns zu Ehren, ein tolles Erlebnis!
Nach gut 2 Wochen mit vielen Extraktionen und Füllungen gab die chinesische Maschine ihren Geist auf. Einen Tag lang versuchten wir, den Fehler zu finden. Viele WhatsApps und Telefonate über Satellit und Roaming nach Deutschland brachten kein Ergebnis - und wir gaben auf ... Aber Oskar schickte uns den alten »Bohrturm«, einen Tag später fuhr zufällig ein Padre in unsere Richtung: denn ohne eine funktionierende Einheit hätten wir unseren Einsatz beenden müssen.
Padre Miguel fuhr dann mit uns über Staubpisten tiefer in den Chaco, nach Pirizal, einem kleineren Internat mit 60 Schülern. Ein schöner Ort mit sauberem Trinkwasser. Wir bekamen ein Zimmer bei den Hermanas, auch hier gab es eine warme Dusche und sehr gute Verpflegung und liebevolle Betreuung.
Am selben Nachmittag, bei 40 Grad bauten wir unser Consultorio in einem Klassenzimmer auf. Strom gab es, einen schlappen Ventilator auch, aber kein fließendes Wasser, das gab es nur im Hof.
Abends hielt P. Miguel einen langen Taufgottesdienst ab, bei dem wir angekündigt wurden.
Hier kamen nicht nur Schüler des Internats zur Behandlung sondern auch viele Erwachsene. Besonders am Sonntag, denn nur an diesem Tag haben die Arbeiter auf den Estancias frei.
Der Schwerpunkt lag auch hier auf Extraktionen. Aus diesem Grund war das Instrumentarium schnell verbraucht und musste sterilisiert werden. Mit dem alten Bohrturm waren auch einige Füllungen möglich.
Die Temperaturen waren für September im Chaco sehr hoch, an einem Tag 46 Grad, so dass man viel trinken musste.
Wir hatten Glück, weil die nachfolgenden Gewitter eine kurze Pause einlegten und die Staubpisten sich nicht in Schlamm verwandelten und wir gut mit P. Miguel nach Asuncion zurückfahren konnten.
Dadurch hatten wir noch etwas Zeit (nach dem Einlagern der Instrumente und Materialien in das Vikariat), um die Wasserfälle von Iguazu zu besuchen.
Fazit: Fue a vezes dificil, pero fue hermoso