Anna Dölp, Mira Günther, Svenja Stuhr
Bereits in unserem ersten klinischen Semester an der Uni Freiburg hatten wir den Wunsch in einen unserer Semesterferien eine Auslandsfamulatur zu machen. Zu diesem Zeitpunkt hat uns ausreichend praktische Erfahrung zwar noch gefehlt, aber es war ein guter Zeitpunkt dafür, um uns nach Projekten umzuschauen. Unsere Wahl viel sehr schnell auf das vielversprechende Projekt Raton Perez in Bolivien, für das wir uns dann auch beworben haben. Nach den ersten Mails mit Annette und dem ersten Besuch bei ihr ist unsere Vorfreude immer mehr gewachsen.
Dank der langjährigen Erfahrung von Annette und ihrer guten Unterstützung verliefen die Vorbereitungen alle ohne Probleme. Voller Vorfreude und auch mit ein bisschen Aufregung, was uns in den nächsten Wochen so alles erwarten würde, startete unsere Reise Mitte Februar am Frankfurter Flughafen. Von dort ging es an unseren ersten Einsatzort, ins große, für deutsche Verhältnisse sehr chaotische (vor allem im Hinblick auf den Verkehr) und sommerliche Santa Cruz. Santa Cruz ist eine drei Millionen Stadt, in der die Spanne zwischen arm und reich sehr deutlich sichtbar wird. Gearbeitet haben wir in Los Lotes einem sehr armen Viertel am Rande der Stadt, in einer super schönen, freundlichen Kindertagesstätte/ -hort. Zum Behandeln stand uns hier ein kleiner Raum mit einem gelben, etwas in die Jahre gekommenen Zahnarztstuhl zur Verfügung. Zwar musste man gelegentlich kreativ werden, um dessen Mängel zu beheben (wenn der Kompressor mal wieder rausgesprungen ist oder der Sauger oder das Winkelstück gestreikt haben) aber insgesamt war alles da, was man braucht. Auch an Materialien war bereits viel vorhanden. Was gefehlt hat, konnten wir in Dentaldepots in der Stadt ohne Probleme kaufen, auch dank der Hilfe der lieben Bolivianerin Nasira, die uns vor Ort bei Fragen und Problemen immer zur Seite stand.
Gewöhnungsbedürftig war für uns, dass in Bolivien standardmäßig Lidocain als Anästhetikum verwendet wird, was wir in Freiburg bisher nur zur Oberflächenanästhesie verwendet hatten. Wir hätten nie gedacht, dass wir uns über einige Ampullen Articain, die wir später in Sucre doch noch entdeckt haben, so freuen würden.
Da die Arbeit kostenlos angeboten wurde, gab es einen großen Ansturm an Patienten, sodass wir manche sogar mit einem Termin am nächsten Tag vertrösten mussten. Neben dem Füllen kariöser Zähne oder der Extraktion dieser, bestand ein weiterer Teil unserer Arbeit aus Prodfpe. Wir übten mit den Kindern Zähneputzen, fluoridierten ihre Zähne, zeigten Ihnen wie der Zahnarztstuhl funktioniert (besonders beliebt war die Aufzugfunktion) und wir erarbeiteten gemeinsam mit Ihnen so einiges über Zähne und Mundhygiene. Sehr unwohl haben wir uns gefühlt alle Kinderzähne mit dem gleichen Pinsel zu fluoridieren, sodass wir uns schnell Alternativen überlegt haben und z.B. kleine Wattekügelchen aushelfen mussten.
Am Ende unserer Zeit in Santa Cruz bestätigte sich leider, dass wir unseren Einsatz nicht wie geplant auf der Isla del Sol weiterführen können, da dort eine Art Bürgerkrieg herrscht. Also wurde kurzer Hand ein Ersatzprogramm für uns organisiert und nach einigem Hin und her ging unsere Reise mit einem Zwischenstopp in Sucre weiter nach El Villar, mit ganzen 3000 Einwohnern, wenn man das Umland dazuzählt. Dort haben wir uns vom ersten Moment an sehr wohlgefühlt. Durch unsere Arbeit im Krankenhaus (das immerhin 4 Räume hat) und an der Schule wurden wir sehr schnell im Dorf bekannt und konnten uns gut in die Dorfgemeinschaft integrieren. In den ersten Tagen haben wir die Schulkinder besucht und Unterrichtsstunden zum Thema Zähne und Mundhygiene gestaltet. Wir hatten sehr viel Spaß mit den Kindern und diese haben sich natürlich unheimlich über die Zahnbürsten und Zahnpasta gefreut, die jeder Einzelne geschenkt bekommen hat.
Man hatte das Gefühl, dass manche der Kinder noch nie in ihrem Leben eine Zahnbürste im Mund hatten. Umso schöner war es, jeden Tag in der großen Pause in die Schule zu kommen, um uns gemeinsam mit den Kindern über ihren Zahnputzerfolg zu freuen, ihnen weitere Tipps zu geben und sie darin zu unterstützen, dass das Zähneputzen zu einer Routine wird. Unsere Arbeit im Krankenhaus war sehr ähnlich wie die Arbeit in Santa Cruz. Was hier besonders schön war, war den Zahnarzt und seine Assistenzärztin vor Ort kennen zu lernen und auch von seinen Erfahrungen zu profitieren, da in Bolivien doch einige Behandlungen anders gehandhabt werden als bei uns. Etwas verdutzt waren wir, als wir im Krankenhaus als fertige Zahnärztinnen vorgestellt wurden. Wir hätten uns wohler gefühlt, wenn sowohl die Mitarbeiter als auch die Patienten vor Ort, genauso wie bei uns in Deutschland auch, darüber aufgeklärt worden wären, dass wir Studenten sind.
Der Abschied aus El Villar fiel uns nicht leicht, aber wir sind sehr dankbar, dass wir so viele schöne Erfahrungen, Begegnungen und Eindrücke von dort mitnehmen dürfen. Ganz lieben Dank für die liebe Betreuung vor Ort an Nacira, Arturo, Max und alle anderen, die uns so herzlich empfangen haben. Besonders bedanken möchten wir uns auch bei Annette für die gute Betreuung schon während der Planung. Wir sind sehr froh Bolivien nicht nur als Touristen kennengelernt zu haben, sondern auch die wertvollen Erfahrungen, die wir während unserer Famulatur gesammelt haben, mit nach Hause nehmen zu dürfen.
Anna, Mira, Svenja