Einsatzbericht Kamerun Januar 2014

Gesundheitsstation Ademegola

Mit Riesengepäck flogen die Zahnärzte Dr. Andreas Tauber und ich -Georges Mengoue (gebürtiger Kameruner, jetzt mit Familie in München lebend) und der Zahntechniker Aleksandar Rakovic nach Yaunde, der Hauptstadt von Kamerun. Der Einsatz war von mir organisiert. Ich hatte so etwas schon früher gemacht und freute mich, nun auf die Hilfe von dentists and friends zugreifen zu können.

Am Flughafen wartete unser einheimischer Kontaktmann bereits auf uns- so konnten alle Einreise- und Zollformalitäten (incl. der obligatorischen Geldzahlungen) problemlos erledigt werden.

Dr. Zing leitet in Yaunde eine Zahntechniker-Dentistenschule. D.h. die Studenten dürfen auch Mundprodfpe machen und Zähne ziehen. 25 seiner Studenten nahmen an dem Einsatz teil. Bisher gibt es noch keine Zahnärzte die in Kamerun ausgebildet wurden. Die ersten werden voraussichtlich 2016 abschließen. Entsprechend hoch ist natürlich der Bedarf an zahnärztlicher Hilfe.

In der ersten Woche haben wir alle zusammen in Yaunde gearbeitet, hauptsächlich in der Zahntechnikerschule und zwei Tage in einer Privatpraxis.

Mit einem privaten Geländewagen von Dr. Zing und dem von der Münchner Studentengruppe C4C (Campus for Change) gespendeten Pick-Up Truck zogen nach einer Woche alle nach Ostkamerun in das Dorf Ademegola. Die Studenten wurden im gemieteten Bus transportiert. In Deutschland wäre der Bus für 9 Personen zugelassen, aber in Kamerun kann man auch 22 Studenten hineinschichten. Gut, wenn man kein Student mehr ist!

In einem großen Haus wurde das Hauptlager errichtet. Alle waren dort untergebracht. Den größten Luxus hatten die Gäste aus Deutschland, sie bekamen ein eigenes Zimmer. Die 13 Mädchen teilten sich 2 Zimmer und die Jungen campten im Wohnzimmer, hier wurden dann zur Schlafenszeit die Matten ausgerollt.

Wer konnte, kam aus den umliegenden Dörfern zur Behandlung nach Ademegola. Für die weiter entfernt liegenden Dörfer war das Mobilteam zuständig. Etwa 20 haben im Hauptlager gearbeitet, 12-16 waren wechselweise für das Mobilteam eingeteilt. Natürlich war ein Zahnarzt pro Team ein Muss! Dieser hat neben seiner eigenen Arbeit die Studenten beaufsichtigt, theoretisches Wissen über Arbeitsabläufe weitergegeben, sie in Anästhesietechniken unterwiesen und auf die Hygienekette geachtet. 2-3 Studenten waren ausschließlich für die Instrumentenhygiene zuständig. Sie hatten rund um die Uhr zu tun.

Die Bewohner von Ademegola haben schon vorab die anderen Dörfer informiert, wann mit dem Mobilteam zu rechnen ist. Zeitlich hat das natürlich oft nicht hingehauen, da Straßen und Brücken sich als unpassierbar herausstellten. Einmal sollte unser Team von den Führern über eine eher morsche Brücke gelotst werden. Wir haben uns geweigert dort mit dem Pick-Up zu fahren. Einer der Jungen fing daraufhin das Lachen an. Auf die Frage, was denn so komisch wäre, berichtete er voll Stolz: »NeuIich ist erst ein Auto hier abgestürzt, aber schon am Abend hatten wir es wieder geborgen!« Das macht doch Mut. Wir haben dann lieber einen anderen Weg genommen. Statt der angekündigten 12 Kilometer Umweg waren es dann doch 70 Kilometer. Auch hier war stoische Gelassenheit gefragt.In den Dörfern wurde dann in einfachsten Krankenstationen, Lehmhütten, Rohbauten mit Lehmboden und natürlich Schulen gearbeitet. Unsere Ausstattung war auch sehr einfach. Es gab Chlorbäder zur Desinfektion, keine Lampen, bei Dunkelheit musste auch schon mal das Handy als Lichtquelle dienen. Eimer waren Spuckbecken. Es gab keinen Behandlungsstuhl, keinen Drucktopf, keinen Poliermotor.

Behandelt wurden einfach alle: Die Dorfbevölkerung, mit Kindern, Bauern einfachen und mittellosen Leuten, aber auch der Bürgermeister.

Wegen des großen Andrangs lag der Therapieschwerpunkt bei der Extraktion. Füllungen wurden nur in Ausnahmefällen gelegt. Der Ablauf war so: zunächst wurde die 01 erhoben, mit dem Zettel ging der Patient zum nächsten Behandler, der setzte die Anästhesie, weiter zur Extraktion. Nach der Extraktion wurden sofort Abdrücke für den einfachen Zahnersatz gemacht (Plattenprovisorien mit gebogenen Klammern). Zu unserem Leidwesen mussten auch schon Kindern bleibende Zähne gezogen werden. Auch sie wurden dann mit einer Teilprothese versorgt.

Damit das nicht mehr so häufig vorkommt wurden in den Schulen Prodfpe-Unterweisungen gegeben. Kinder, als die besseren Pädagogen, sollen sie das neuerworbene Wissen dann in ihre Familien tragen. Von Colgate gesponsert konnten wir 3000 Zahnbürsten und Zahnpasten verteilen.

Auch als Ärzte waren wir gefragt, dem konnten wir uns nicht entziehen. Von Malaria bis zum Tumor war alles dabei. Abszesse wurden eröffnet und Harnwegsinfektionen mit Antibiotika behandelt.

Für uns war es ein reiner Arbeitseinsatz. Es gab nicht viel zu sehen, aber sehr viel zu tun! Die beiden Deutschen waren überrascht, wie einfach und bodenständig man leben kann, ohne Strom, fließendes Wasser, sanitäre Einrichtungen, sondern ganz einfach nur in Lehmhütten. Und dennoch waren wir sehr glücklich dort karitativ tätig gewesen zu sein. Die meisten Patienten, auch die mit Schmerzen, hätten keine andere Möglichkeit gehabt, sich helfen zu lassen.

Ein paar Mädchen fungierten als Köche. Täglich gab es zwei gemeinsame Mahlzeiten, das Frühstück - Brot aus Yaunde (musste eine Woche »halten«) und ein Pott mit löslichem Milchkaffe, sowie das Abendessen im Hauptlager. Das Mobilteam wurde mittags in den Dörfern auch mit Früchten oder einfachen Gerichten versorgt und kam - je nachdem- um 19 oder 21 Uhr zurück. Nach dem Essen wurden die Abläufe besprochen: was hätte besser laufen können, was steht für morgen auf dem Plan; gelegentlich wurden auch Vorträge gehalten. Die unverwüstlichen Studenten hatten danach tatsächlich noch die Kraft zu tanzen!

Am Abschiedstag fand ein Fußballspiel statt: Dorfbewohner gegen die Gäste!

Diesmal haben die Gäste gewonnen ;))

Würde ich so etwas wieder machen? Aber ja! Keine Frage! Das nächste Mal mit mehr Licht(!) und besserer Ausrüstung (klappbaren Behandlungsstuhl, funktionierender mobilen Einheit, gutem zahntechnischen Handstück, Fräsen, Drucktopf und Poliermotor, vielleicht ein projekteigener Generator) Jetzt wissen wir, was gebraucht wird. Die schlechte zahnmedizinische Versorgung in Kamerun muss dringend verbessert werden. Gleichzeitig wird dadurch der Prodfpe-Gedanke etabliert und die Wissensvermittlung der Studenten sichergestellt. Die Zusammenarbeit mit Dr. Zing und seinen Studenten hat hervorragend geklappt.

Danke an das ganze Team! Bis zum nächsten Mal!

Georges Mengoue

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